Januar 2018

„Der Joker“ von Markus Zusak

Verlag: cbj
Genre: Jugenbuch/Abenteuer

 
 
 
 

„Die Briese wendet sich ab, als sei es ihr peinlich gelauscht zu haben.“ (Zusak, Der Joker, 2002, cbj, S. 37)

„Sie schaut den Mond an, der mitten im Himmel hängt. Er ist höher hinaufgeklettert, neigt sich nicht mehr nieder. Erhaben.“ (Zusak, Der Joker, cbj, S. 50)

„Wieder entschuldigt er sich und hämmert mir seine Botschaft zwischen die Rippen. Ich krümme mich zusammen. Der Küchenboden ist dreckig. Überall Hundehaare. Der zweite Hammer landet in meinem Nacken. Ich schmecke en Boden. Er verschmilzt mit meinem Mund.“ (Zusak, Der Joker, 2002, cbj, S. 141)

„Wir sitzen jetzt einfach nur da. Aurdey und ich. Und das Unbehagen. Eingezwängt zwischen uns. Dann sagt sie „Du bist mein bester Freund“, „ich weiß“. Mit solchen Worten kann man einen Mann umbringen. Ohne Waffe. Ohne Kugel. Nur fünf Worte und ein Mädchen.“ (Zusak, Der Joker, 2002, cbj, S. 153)

„Mein Herz applaudierte in meinen Ohren, zunächst wie eine tobende Menge, dann langsamer und langsamer bis nur noch ein einzelnes Händepaar klatscht, mit unverhohlenem Sarkasmus klatsch, klatsch, klatsch. S. 167

„Seine Hände tropfen auf das Lenkrad. Die Tränen umklammern sein Gesicht. Sie wollen nicht fallen und rollen widerwillig seine Kehle hinab.“ (Zusak, Der Joker, 2002, cbj, S. 419)

Eigentlich ist Ed ein Durchschnittstyp, der einfach nur Taxi fährt und dessen Wochenhighlight die Kartenrunde mit Freunden ist. Doch er verhindert einen Banküberfall und stößt damit eine ganz besondere Reihe von Ereignissen an. Nach seiner Heldentat bekommt er rätselhafte Nachrichten auf Spielkarten mit Botschaften, die er überbringen und Aufgaben, die er erledigen soll.

12 Aufgaben, an denen Ed wächst bis er ein besserer Mensch ist und nicht mehr Botschaften überbringt, sondern selbst die Botschaft ist: Jeder Normalo kann kleine Alltagswunder verbringen.

Besonders an diesem Buch ist die Erzählweise – expressionistisch, onomatopoetisch, mit eigenwillig genutzten Formulierungen und punktierten Ein-Wort-Sätzen. Scheint simple, jedoch mit großer Wirkung.

Mal spricht der Protagonist den Leser direkt an, mal wird die Geschichte aus einem persönlichen Erzählstil wiedergegeben, bei dem auch die Gedanken dargestellt werden.

Besonderes Schmankerl: Gegen Ende verwischt gekonnt die Grenze zwischen Protagonist, Erzähler und Autor.

Trotzdem gibt es aber auch etwas Unbefriedigendes an der Geschichte. Sie wirkt etwas unfertig und man muss hinnehmen, dass ein paar Stellen konstruiert wirken; z. B. wird die ganze Zeit gerätselt, wer die Aufgaben stellt und dann befriedigt die Antwort, mich zumindest, nicht wirklich.

Etwas mehr Spannung wäre dem Buch zuträglich. Wiederum ist es ein Jugendbuch – sogar ein sehr gutes, ausgezeichnet mit dem Jugendliteraturpreis 2007 – Eine gewisse Komplexität sollte das Buch vielleicht jedoch nicht überschreiten.

Fazit: Ein sehr gutes Jugendbuch mit einer tollen Aussage– interessant und spannend, dabei nicht zu komplex oder kitschig und sprachlich auf jeden Fall herausragend.