April 2018

Es muss wohl an dir liegen von Mhairi Mc Farlane

Erscheinungsjahr: 2016, Knauer Verlag
Kategorie: Unterhaltungsliteratur mit Herz und Verstand, aber ohne Schnulzenblabla

Pünktlich zum Frühling dachte ich mir, dass ein Buch, das mit dem Satz „Wieviele Schmetterlinge passen in einen Bauch?“ beworben wird, wohl passender nicht sein kann. Der Titel „Es muss wohl an dir liegen“, finde ich zwar schon etwas abschreckend, da er dann doch zu sehr nach Herzschmerzschnulze klingt, aber ich wurde positiv überrascht. So superschnulzig ist das Buch nämlich gar nicht und meine Befürchtung auf ein weiteres Shades-of-Grey-ich-bin-so-ein-hässliches-Entlein-und-werde-natürlich-zum-stolzen-Schwan-Blödchen zu treffen, wurden zum Glück nicht bestätigt – Im Gegenteil!

Die optische Aufmachung hält also nicht was sie verspricht und das ist extrem gut so. Das Buch gehört zwar immer noch eher in die Kategorie Unterhaltungs- und weniger zur schöngeistigen Literatur, aber es ist definitiv mehr als eine simple Schmachtschnulze. Es ist ein geistreiches, witziges Buch, das sich schnell weg liest.

Inhalt
In der Geschichte geht es um Delia, die seit zehn Jahren mit ihrem Freund Paul zusammen ist und ein sehr geordnetes Leben führt. Zum Beziehungsjubiläum macht sie Paul einen Antrag. Dieser scheint wenig begeistert, überrascht, aber auch nicht abgeneigt. Durch eine versehentlich an sie gesendete SMS erfährt sie auch warum sich Paul nur so verhalten freut. Er hat eine Affäre. Delias Welt bricht zusammen. Nach einem Zwischenfall im Büro kündigt Delia dann auch gleich noch ihren langweiligen Job und ein Zuhause hat sie natürlich nach dem Bruch mit Paul auch nicht mehr. Also nimmt Sie sich eine Auszeit und zieht zu ihrer Freundin nach London. Dort wird sie Stück für Stück ein anderer Mensch; man könnte sogar sagen, mehr sie selbst und entdeckt was sie wirklich vom Leben will. Natürlich spielen dabei auch Männer eine Rolle, z.B. Adam der Skandaljournalist und Widersacher ihres neuen zwielichtigen Chefs und auch Paul will Delia plötzlich um jeden Preis zurück gewinnen.

Durch Titel und Klappentext hätte ich es fast nicht gelesen – zum Glück habe ich es doch getan.

Es ist schwer das Buch passend zusammen zu fassen, das merkt man auch am sehr oberflächigen Klappentext des Buches. Wahrheitsgetreu ist die Beschreibung schon, denn grob zusammengefasst ist das schon der Handlungsablauf. Der Text wird dem Buch aber nicht gerecht. Es passiert noch so viele Dinge mehr, die zeigen, dass das Buch doch etwas Tiefe hat und die Charaktere keinen gängigen Klischees entsprechen. Klar, letztendlich ist es die Geschichte einer Frau, die auf die Schnauze fällt, sich wieder aufrappelt, viele wirre Gedanken hat, hin und her gerissen ist und letztendlich gestärkt aus einer Lebensphase heraustritt. Die Kunst der Charakterbeschreibung liegt jedoch darin, dass man anfangs nie weiß, wer jetzt der Gute und wer der Böse ist und man nicht erahnen kann wie es letztendlich ausgeht und für wen sich Delia entscheidet. Man ist die ganze Zeit in Team-Delia, aber ob Team-Delia nun zu Paul zurück kehrt oder ihr Herz neu verschenkt bleibt bis zum Schluss offen. Die Charaktere sind toll beschrieben. Delia ist zum Glück kein Blödchen, sondern eine normale Frau, mit normalem, individuellem Äußeren, die zwar auch sehr naiv ist, aber nicht überzeichnet. Sie ist realistisch dargestellt und keine Trine, bei der man mit dem Holzhammer eingetrichtert bekommt, was für ein armes, kleines Ding sie doch ist. Auch bei den anderen Charakteren ist eine interessante Entwicklung mitzuerleben. Man weiß nicht, was passieren wird und die Autorin spielt gekonnt mit Erwartungen und Überraschungsmomenten.

So sehr es scheint als wenn ihre Welt gerade vollkommen zerbricht, umso froher ist man, wenn man miterlebt wie sie Stück für Stück wieder aufsteht und mehr sie selbst wird als sie vorher war.

Besonderheit
Mit dem Buch bekommt man nicht nur einen Roman, sondern auch einen Minicomic. Delia entdeckt nämlich ihr Zeichentalent wieder, das sie nach dem College aufgegeben hat, weil sie viel zu wenig Selbstbewusstsein hatte, um den Wert ihrer Zeichnungen zu sehen. Sie belebt ihren Alter Ego Fox wieder und traut sich erstmal Zeichnungen online zu veröffentlichen. Der Leser wird also zwischen den Kapiteln mit Comiczeichnungen überrascht. Die Geschichte würde zwar auch ohne diese funktionieren, aber es ist ein netter optischer Zusatz.

Fazit
Man spürt die Emotionen des Buches und erlebt Hochs und Tiefs Stück für Stück mit ohne bewusst wahrzunehmen wann man glücklich und wann man traurig sein soll. Es ist ein Buch wie einen Film, bei dem man auch nicht Pause drücken würde, weil man unbedingt wissen will, wie es weiter geht.